Winterferien

Winterferien


Meine beiden Mitfreiwilligen fuhren über die Feiertage zurück zu ihren Familien und ich hatte keine Lust alleine auf der Farm zurückzubleiben, weshalb ich mir alleine einen Campingwagen buchte.

Bevor es zu Missverständnissen kommt muss ich erwähnen, dass der Campingwagen sich nicht bewegen lässt, sondern einfach nur in der Gegend herumsteht.

Es gab zwei Gründe wieso ich mich trotzdem dazu entschied, meinen Urlaub nun hier zu verbringen.

Der erste war, dass ich etwas Zeit zum Schreiben haben wollte und das das günstigste Angebot war, welches ich auf AirBnB finden konnte.

Am 26. Dezember brach ich also auf, Richtung Sighisoara, einer etwas kleineren Stadt in Siebenbürgen, wo ich von meinem Gastgeber Alex abgeholt werden sollte.

Dieser hatte fünf Jahre in Deutschland gelebt, was die Kommunikation deutlich vereinfachte.

Der Zug brauchte für die etwa zweihundert Kilometer lange Strecke etwas über vier Stunden, weshalb es schon recht spät war als ich ankam.

Alex versucht an dem Ort zu dem wir hingefahren sind, eine Permakultur zu errichten, um sich nur von seinen selbst angebauten Lebensmitteln ernähren zu können.

Nach einer nur wenige Minuten dauernden Autofahrt kamen wir also auf dem Grundstück an und Alex zeigte mir den Campingwagen, indem ich nun die nächsten acht Tage leben würde.

Er selber schlief in einem Haus gleich neben dem Campingwagen, welches er sich selber gebaut hatte.

Anschließend stellte er mich noch ein paar Freunde vor, die er an diesen Abend eingeladen hatte.

Ich war allerdings von dem langen Tag schon recht erschöpft, weshalb ich äußerst früh schlafen ging, ein Trend, der sich die Tage über fortsetzen sollte. 

Dies hier soll nun der Bericht über meine Tage im Campingwagen sein.


27.12.2019

Es ist kalt, sowohl draußen als auch im Campingwagen, trotz zwei Decken und aufgesetzter Mütze.

Zwar hat der Campingwagen eine Gasheizung, da ich mir allerdings im Vorhinein allerlei Horrorgeschichten von meiner Familie anhören musste und da in der Schule von Freunden von mir letztens mehrere Personen aufgrund eines Gaslecks einfach umgekippt sind, vertraue ich dem Gerät nicht.

Ein Blick in meine Reisetasche ernüchtert mich und ich würde mein Vergangenheits ich am liebsten dafür erwürgen, dass es nur ein T-Shirt und zwei Pullover miteingepackt hat, gleichzeitig muss ich es aber auch loben für die Einsicht, zwanzig Minuten bevor mein Zug abfahren sollte noch ein Brot, sechs Brötchen und zwei Gläser Erdnussbutter gekauft zu haben, anstatt wie Anfangs geplant die Woche über nur mit drei Tafeln Schokolade und einem Glas Proteinpulver auskommen zu müssen.

Dann würde ich am liebsten fast weinen weil ich das Brot und das erste Glas Erdnussbutter bereits aufgegessen habe


28.12

Ich sehe meinen Atem im Wohnwagen. Von nun an werde ich bis zum Ende meines Aufenthalts alle meine Oberteile sowie zwei meiner Socken übereinander gleichzeitig tragen.

Selbst der Weg zum Plumpsklo ist hier zu einer Tortur geworden


29.12.

Um ein Uhr in der Nacht wache ich aufgrund der Kälte auf, ab diesen Moment ist meine Angst vor der Kohlenmonoxidvergiftung egal. Ich wähle also den gnädigen Tod des Langsam Einschlafens vor dem des erbärmlich Erfrierenden. 

Ich drehe die Heizung auf. Sie bleibt kalt.

Am Morgen gehe ich zu Alex und erzähle ihm von dem Problem, worum er sich sofort kümmert. Ich lasse in der Zeit die Wärme, die sein Ofen versprüht, auf mich wirken.

Alex kommt zurück und erklärt mir, die Heizung habe nicht funktioniert, da der Gaskanister zugefroren sei.


30.12.

Wie schon zuvor wache ich mitten in der Nacht auf, doch dieses Mal nicht bedingt durch die Kälte sondern durch einen unangenehmen, verbrannt riechenden Geruch und durch den schrillen Feueralarm, der einfach nicht aufhören wollte zu läuten.

Erst als ich die Akkus herausnahm hörte das Geräusch auf. Ich machte die Heizung aus und lüftete den Wagen, wobei ich den Geruch heraus und die Kälte hinein ließ.

Anschließend ging ich wieder schlafen, doch nicht ohne zuvor eine Abschiedsnachricht auf meinem Handy zu verfassen.

Der Geruch ist am nächsten Morgen immer noch da und ich gehe zu Alex und berichte ihm von dem Problem. Er geht los, kommt ein paar Minuten später zurück und gesteht mir, er habe ein Handtuch mit einem warmen Stein im Kofferraum trocknen wollen, wobei er es ausversehen in Brand gesetzt hätte.


31.12

Ich habe zu diesem Zeitpunkt bereits alle meine Lebensmittel gegessen, weshalb ich mich am letzten Tag an dem die Geschäfte noch aufhatten in die Weg in die Stadt machte, wobei ich einfach dem Weg der Autobahn folgte.

Wie ich kurz vor der Bahnfahrt feststellen musste war meine Flat abgelaufen, weshalb ich zuerst etwas ziellos durch die Stadt lief.

Hierbei erkundete ich die Stadt, wobei mich ein kleines, wohliges Gefühl von Heimat durchströmte. 

Sighisoara ist ein Teil Siebenbürgens, weshalb hier oft neben Rumänischen auch deutsche Übersetzungen zu finden sind.

Ich setzte mich hier in ein Café und trank erstmal einen Kaffee und kaufte mir in einem Lidl ein Kilogramm Nudeln, so wie Tomatensauce und Truthahnwurst, ging noch etwas essen und anschließend wieder die drei Kilometer über die Autobahn zurück zum Campingwagen und legte mich ziemlich darauffolgend schlafen.


1.01.2020

Silvester selber hatte ich verpasst und Alex war mit seiner Freundin in die Stadt gefahren, wo sie bei Freunden gefeiert, weshalb ich einfach schlafen gegangen war.

An diesem Tag jedoch machte ich eine interessante Bekanntschaft mit einem seiner Freunde.

Dorian, welcher für zweiundzwanzig Jahre in Deutschland gelebt hatte, wollte ebenfalls wie Alex nur noch von dem Leben, was er selber anbaute.

Er glaubte an die Kraft der Schamanen und erzählte mir von den Vorfahren der Rumänen, die zwei Meter fünfzig bis drei Meter groß gewesen sein sollen und die nach ihren Tod in neue Körper zurückfahren würden.

Außerdem seien Science Fictionfilme dafür gemacht, um uns auf die Zukunft vorzubereiten damit wir nicht schockiert seien, wenn wir die Wahrheit erführen.

Auch wenn es recht Interessante Gespräche waren, war ich schon früh auf den Beinen und ging schon früh schlafen.


2.02

Mittlerweile hatte ich sowohl meine Gas- als auch Essensvorräte aufgebraucht, ich habe in der Zeit allerdings viele verschiedene Rezepte mit Nudeln und Tomatensauce, kennen gelernt, von Spagetti mit Tomatensauce bis Tomatensuppe mit Nudeln.

An diesem Tag gelang es mir, eine Supersocke zu kreieren indem ich noch eine über die anderen zwei zog sie sagen ich sei verrückt, aber ich stoppte an dieser Stelle noch längst nicht und zog auch zwei Mützen übereinander und benutzte meinen Schal, um diese Konstrukt an meinem Kopf festhalten zu können.


3.02

Momentan sitze ich in einem kleinen Café in Sighisoara und trinke einen Kakao.

Momentan ist es 9:00.

Eigentlich wollte ich erst um zehn Uhr aufbrechen, aber nachdem es in meinem Wohnwagen so kalt geworden ist, dass das Wasser in meiner Flasche angefangen hat zu frieren, dachte ich ich könnte auch schon früher los.

Mein Bericht hört sich vielleicht nicht allzu positiv und wahrscheinlich auch sehr kalt an,

ich habe in der Zeit aber geschafft was ich machen und wollte und nun mehr als nur Vorfreude, wieder zu den Kindern und die eindeutig wärmere Farm zurückzukehren.

Meine Bahn wird in fünf Stunden etwa losfahren, was ich jetzt kaum noch erwarten kann.



Kontakt

Jacobthiede2000@gmail.com

Oder:

Jacob Thiede

Ferma pentru copii

Strada Bisericii 614

107025 Ariceștii-Rahtivani

 

Ich danke euch schon jetzt einmal für eure Beiträge, bitte beachtet aber, dass ich manche Fragen lieber in einem Artikel beantworte und ihr außerdem nicht automatisch Benachrichtigt werdet wenn ich eine Frage beantworte.

(Ich bin sehr dankbar für jeden neuen Schreibstoff den ihr mir liefert).


Kommentare: 12
  • #12

    Clarissa (Montag, 30 Dezember 2019 18:45)

    Hallo Jacob, schön dass Dein Dableiben so belohnt wurde! Ich bin schon gespannt auf unser gemeinsames Zwischenseminar. Bei mir waren Weihnachten alle um mich herum ausgeflogen oder in ihren Kommunitäten für sich... ( + im Hospiz herrschte fast `business as usual´..) + so habe ich zum Einen technisch verbunden mit meinen Lieben daheim vor der Weihnachtsmette an meiner privaten Weihnachtsecke gemütlich Hl. Abend verbracht und am nächsten Tag ein kleines Weihnachtsessen bzw. einen Tee nachmittag bei mir mit Anderen organisiert, was auch sehr gemütlich war.Bis bald - herzlich Clarissa

  • #11

    Johanna (Freitag, 15 November 2019 15:58)

    Du hast tolle Fotos gemacht, kannst du bei Gelegenheit auch mal erklären wo und was das ist, falls du es weisst..
    Das schaut mir nach einer netten Truppe aus, wir wünschen dir eine gute Zeit!

  • #10

    Johanna (Sonntag, 06 Oktober 2019 15:50)

    Hab erst jetzt deinen podcast abgehört und es ist schön, deine Stimme zu hören. Was hast du in der Zeit bis jetzt erlebt? Welches Projekt darfst du mitgestalten? Einen lieben Gruß aus dem momentan kalten Wien!

  • #9

    Florian JV (Donnerstag, 03 Oktober 2019 08:46)

    Hallo Jacob,
    Dein Blog klingt echt sehr interessant und besonders der Podcast hat mir sehr gut gefallen.
    Viele Grüße aus Indien
    Florian

  • #8

    Erika (Sonntag, 22 September 2019 22:20)

    Hallo Jacob, hast du schon Kontakt mit jungen rumänen? (Außer der Sprachlehrerin? ) eine große Nichte war jetzt in bucharest beruflich und angetan wie offen sie waren

  • #7

    Jacob (Montag, 16 September 2019 14:41)

    Lieber Max,
    hier ist so weit alles gut, dass Wochenende habe ich vor allem entspannt.
    In meiner Freizeit muss ich eigentlich viel lernen, ansonsten haben wir hier aber auch noch einen Fitnessraum, ansonsten mache ich mit zwei anderen Jungs hier Krafttraining oder lese.
    Mit Englisch kommt man eigentlich ziemlich weit hier, allerdings verstehen zum Beispiel die Jugendlichen hier kaum Englisch.
    Mit lieben Grüßen,
    Jacob

  • #6

    Max (Sonntag, 15 September 2019 20:25)

    Hallo Jacob! Wie steht's? Was machst Du bin deiner Freizeit und am Wochenende? Verstehen die Leute Englisch? Hier alles soweit okay!

  • #5

    Jacob (Montag, 09 September 2019 15:06)

    Liebe Christiane,
    bis jetzt erstreckt sich meine Unterhaltung von einem „Buna“ beim Sehen bis zu einem „Salve“ beim Gehen. Die Jugendlichen hier sind mindestens 18 Jahre alt und
    haben bereits alle Jobs, die zum Teil schon um 4:00 morgens beginnen, hier im Haus gibt es allerdings ein Programm für Frauen von der Straße, die hier in geschützter Umgebung jeden Tag um 8 oder 9 Uhr anfangen zu stricken und anschließend in ihr Wohnheim fahren. Die Frage nach meiner Umgebung werde ich in einem extra Beitrag klären. Liebe Grüße an das ganze Team in Bonn wünscht Jacob

  • #4

    Christiane (Sonntag, 08 September 2019 19:47)

    Hallo Jacob!
    Schön zu hören, dass Du gut angekommen bist und offensichtlich einen sehr guten Sprachkurs besuchen kannst! Kannst Du Dich schon ein wenig mit den Leuten, die bei Concordia arbeiten, unterhalten? Wie sieht ihr Tagesablauf aus? Und hattest Du schon Gelegenheit, die nähere Umgebung ein wenig zu erkunden? Wie sieht das Viertel aus, in dem Du jetzt lebst? Viele Fragen, die sich gespannt auf Antworten freuen!
    Liebe Grüße Christiane

  • #3

    Jacob (Freitag, 06 September 2019)

    Das Essen ist ziemlich lecker.Generell gibt es erst einmal eine Vorsuppe, die lauwarm serviert wird, wir vermuten allerdings, dass dies geschieht, damit die Geistig Behinderten sich nicht daran verbrennen.
    Der Hauptgang ist auch immer sehr lecker und of selbstgemacht, sehr gerne gibt es fritiertes Hähnchen mit Beilagen und zum Abend einen Bohnen/Erbseneintopf, der auch sehr gut schmeckt

  • #2

    Martina (Freitag, 06 September 2019 00:13)

    Toll, das du die Möglichkeit hast die Sprache zu lernen.
    Liebe Grüße
    Martina

  • #1

    Johanna (Freitag, 06 September 2019 00:00)

    Hallo Jacob, wie ist das Essen? LG Johanna